Mut zur Unvollkommenheit: Wie Perfektionismus unsere Kreativität blockiert
Perfektionismus hat schon so viele Ideen gekillt, bevor sie überhaupt eine Chance hatten, das Licht der Welt zu erblicken.
Gestern habe ich auf Instagram ein Projekt geteilt, das diesem blöden Perfektionismus fast zum Opfer gefallen wäre.
Sagen wir, wie es ist:
Ich bin nicht perfekt. Aber hola - die - Waldfee - ich wäre es gerne.
Aber was ist Perfektionismus überhaupt?
In meinen Augen ist Perfektionismus der Wunsch nach etwas, das unerreichbar ist. Das Streben nach Makellosigkeit, oft in Kombination mit sehr unrealistischen Erwartungen. Mega Angst davor, Fehler zu machen und es bedeutet Stress pur. Oder?!
Bereits in der Schule werden wir danach bewertet, dass wir möglichst keine Fehler machen dürfen. Jeder Fehler wird angestrichen. Das ganze Konzept Schule ist so unfassbar altmodisch. Wie kann es sein, dass all diese unterschiedlichen Persönlichkeiten und Talente danach beurteilt werden, wie gleich sie sind. Aber darum soll es heute nicht gehen, obwohl ich glaube, dass dieses "Konzept" seinen Teil dazu beiträgt, wie "perfekt" wir gerne sein wollen.
Es ist ja auch nicht so, dass es verkehrt oder irgendwie verwerflich ist, nach etwas zu streben. Nein, ganz im Gegenteil. Nur eben nach unerreichbarer Perfektion zu streben, ist unglaublich destruktiv und auch frustrierend. Denn Perfektionismus lässt uns ständig gestresst fühlen und man hat das Gefühl, nie genug sein oder genug zu tun – Hallo Burnout!
"Die beste Art sich den Tag zu versauen ist, sich mit anderen Leuten zu vergleichen"
Oft ist die Ursache der gesellschaftliche Druck (z.B. in den sozialen Netzen - dieser ständige Vergleich mit anderen). Meine Therapeutin hat immer gesagt: "Die beste Art sich den Tag zu versauen ist, sich mit anderen Leuten zu vergleichen" und sie hat so Recht. Wie oft gucken wir auf Instagram oder TikTok auf das schöne Leben der Anderen. Bei anderen sieht alles immer irgendwie besser aus. Und wir denken dann, dass unser Leben, unser Handeln irgendwie weniger wert wäre. Weil nicht so aufregend. Nicht so akkurat aufbereitet. Nicht so schön bunt.
Eine andere Ursache könnte die Erziehung sein, wenn von Kindern erwartet wird, dass sie immer "gut" sein sollen. Was auch immer das heißt. Vielleicht große Leistungen in der Schule. Schön angepasst. Bitte keine Gefühle. Schon gar keine "negativen". Daraus entsteht dann diese Angst vor Kritik, vor Ablehnung und Misserfolgen.
Fakt ist: Perfektionismus entsteht nicht im luftleeren Raum. Immer im Kontext.
Es sind die Einflüsse von außen, die uns formen. Erwartungen, die uns über Jahre hinweg eingetrichtert werden, bis wir sie schließlich zu unseren eigenen machen. Dabei vergessen wir oft, dass wir nicht "perfekt" auf die Welt kommen – und dass es gut ist, nicht perfekt zu sein. Dass absolut nichts auf dieser Welt perfekt ist. Und das ist gut so. Unsere Einzigartigkeit liegt in unseren Unvollkommenheiten.
Doch wie kommen wir aus diesem Kreislauf heraus?
Der erste Schritt ist wahrscheinlich, sich der eigenen inneren Antreiber bewusst zu werden. Frag dich mal: Woher kommt dieser Drang nach Perfektion? Wem versuche ich eigentlich zu gefallen?
Denn, ein weiteres Problem, das mit Perfektionismus Hand in Hand geht, ist die ständige Prokrastination. Wir schieben Dinge hinaus, aus Angst, sie nicht "gut genug" zu machen. Aber was wäre, wenn wir einfach anfangen, ohne das ständige Bedürfnis, alles perfekt zu machen? Was wäre, wenn wir uns erlauben, Fehler zu machen, zu lernen und zu wachsen? Genau darin liegt doch die wahre Magie.
Am Ende des Tages geht es wirklich nicht darum, perfekt zu sein. Es geht darum, authentisch zu sein. Das Leben zu leben. Unsere Individualität zu feiern. Darum, uns so zu zeigen, wie wir wirklich sind – mit all unseren Ecken und Kanten, Stärken und Schwächen.
Der Weg raus aus dem Perfektionismus führt durch Mut. Mut, nicht perfekt zu sein. Mut, Dinge einfach mal zu versuchen. Mut, uns verletzlich zu zeigen, so wie Bréne Brown es immer wieder beschreibt. Genau in dieser Verletzlichkeit liegt die wahre Stärke. Und gleichzeitig ist da oft diese Scham. Das Gefühl, es eben nicht zu sein.
"Where
perfectionsim
exists, shame is
always lurking."
-Bréne Brown
Die Kraft der Unvollkommenheit
Es gibt eine tiefe unendliche Schönheit in der Unvollkommenheit. Die japanische Philosophie „Wabi-Sabi“ lehrt uns, dass das Unvollkommene, das Vergängliche, das wirklich Schöne ist.
Wenn wir als Frau noch lernen, dass unser Körper, genauso wie er jetzt gerade ist, absolut großartig ist, dann hätten wir wirklich was gewonnen.
Tatsache ist - der Druck, perfekt zu sein, beeinflusst uns Frauen oft stärker. Besonders, wenn es um unser Selbstbild geht. Schönheitsideale formen, wie wir uns selbst wahrnehmen, und machen es schwer, sich von äußeren Standards zu lösen.
Doch sich authentisch zu zeigen, ist ein Akt des Mutes und der Befreiung.
Ich glaube, ein Schlüssel liegt darin, sich selbst uneingeschränkt zu erlauben, zu sein wie man will.
Meine Einladung
- Erschaffe ein Kunstwerk, das absichtlich unvollkommen ist – und feiere die Schönheit darin.
- Reflektiere über deinen Perfektionismus: Wem willst du hier gefallen? Und warum? Wie hält Perfektionismus dich zurück? Wie kannst du ihn loslassen?
- Mach eine kleine Übung: Nenne drei Dinge, die du heute unvollkommen, aber mit vollem Herzen tun kannst. Wenn du magst, freue ich mich über einen Eintrag in den Kommentaren🙂
- Wenn du möchtest, lade ich dich ein, meinen Circle zu besuchen. Ein Abend unter Frauen, weit weg von Perfektionismus, sondern in tiefer Verbundenheit.
Ich werde jetzt auf "veröffentlichen" klicken, obwohl dieser Beitrag weit entfernt davon ist perfekt zu sein.