Was will ich bewirken?
Wenn ich im Zuge der Blogchallenge von Judith Peters nachdachte, was ich wirklich, mit meiner Fotografie, als Mensch und Mama oder mit meinen Coachings, bewirken möchte - also nicht bloß "erreichen" - dann ist es eine Mischung aus künstlerischem Ausdruck, gelebte Individualität und gefühlvolle Verbindungen, die vor allem das Leben und die Liebe feiern.
Aber so richtig klar, war mir das nie:
Zerplatze Träume
Früher wollte ich gerne Schriftstellerin werden. Nicht etwa, weil ich die Literatur so sehr liebe. Oder das schreiben. Nein, ich wollte Schriftstellerin werden, weil ich von zuhause arbeiten kann. Weil ich da meine Ruhe habe und mein introvertiertes Herz nicht dauernd mit vielen Menschen zusammen sein muss. Dabei mag ich Menschen.. nur nicht so oft und ich brauche dieses "alleine-sein", um aufzutanken.
Dann wollte ich Psychologin werden. Ich wollte verstehen, warum Menschen tun, was sie tun und verstehen, wie sie ticken. Ich bin in einer Familie großgeworden, die in meinen Augen seltsame Entscheidungen getroffen hat: Meine Mama musste viele Jahre mit der Krankheit "Alkoholismus" kämpfen und mein Vater hat die Familie verlassen als ich 14 war, um noch mal neu zu starten. Ich habe viele Jahre und viele Therapiestunden gebraucht, um zu verstehen, dass ich weder auf das eine noch auf das andere wesentlichen Einfluss hatte.
Ich wurde: Büroangestellte. Weil mein Gefühl für Sicherheit es so wollte. Weil ich dachte, das gehört sich so. Ich muss etwas "vernünftiges" machen. Die Idee, dass ich von vornherein etwas hätte machen können, was mich wirklich glücklich und zufrieden macht, hatte ich damals noch nicht.
Ich wurde: selbstständige Fotografin, Künstlerin, und das war ein guter Schritt. Der Beste. Ich habe mich wahnsinnig viel weiterentwickelt. Tue es noch. Jeden Tag. Und: hier kann ich die meiste Zeit in meinen eigenen 4 Wänden arbeiten und habe dennoch Kontakt mit der Außenwelt.
Das grundsätzliche Verständnis für Psychologie hilft mir, den Menschen vor meiner Kamera zu verstehen. Gleichzeitig mich selbst besser zu verstehen und anzunehmen, dass alles ein Prozess ist...
Auch die Arbeit im Büro, der kaufmännische Hintergrund hilft mir zu verstehen, warum ich ein Shooting wie berechnen muss, um wirtschaftlich zu bleiben. (Kunst hin oder her).
Ich wurde: Mama. Und es macht mich überaus glücklich zu sehen, wie dieses zauberhafte Wesen bald ihren 18. Geburtstag feiert.
Was hat das damit zu tun, was ich bewirken will??
Authentizität. Individualität feiern.
Im Laufe des Prozesses zu diesem Artikel habe ich darüber nachgedacht, was ich denn meiner Tochter mitgeben will...
Mal abgesehen von der Tatsache, dass sie für mich viel mehr Vorbild ist: ich möchte ihr auf den Weg mitgeben, dass es gut ist, eigene Wege zu gehen. Dass sie nichts tun muss, nur um jemanden zu gefallen. Auch (und besonders) mir nicht.
Sie wird nächste Woche 18 und seit ein paar Jahren möchte sie keine Familiengeburtstage mehr feiern. Nur mit ihren engsten Freunden und wenn ihre Oma und ihr Papa kurz zu Kaffee & Kuchen kommen, reicht ihr das auch schon.
Ich bin sehr stolz auf sie, wenn sie sagt: "Mama, ich möchte das (ein Familienfest) aber nicht machen."
Mein innerer People Pleaser läuft Amok bei diesem verrückten Gedanken, aber ich finde es gleichzeitig absolut großartig, dass sie ihren Weg geht. Und wie könnte ich sie nicht dabei unterstützen??
Verbindung mit anderen und doch einen eigenen Weg gehen
In meiner Arbeit - jenseits von den Anforderungen des "gesellschaftlichen Lebens" bin ich vollkommen anders. Als Fotografin ist es so als würde mein inneres Kind frei spielen und es mir absolut egal, was andere von außen denken. Ob meine Bilder vielleicht "zu dunkel" sind oder "wieso denn niemand freundlich in die Kamera guckt". Ist mir egal. Ich liebe es zu experimentieren. Ich liebe es darauf zu vertrauen, dass es gut wird. Und ich liebe es so so sehr, Menschen in ihrem Wesen zu sehen. Und mit ihnen etwas zu erschaffen, das einzigartig ist.
Ich liebe das. So sehr.
Genauso in meinen Gesprächen in meinen Mentorings. Ich liebe es, Fotografen dabei zu begleiten, authentisch in ihren Arbeiten zu werden. Etwas zu erschaffen, dass ihnen etwas bedeutet. Und sie auf diesem Weg zu begleiten, erfüllt mich mit Dankbarkeit und Freude.
Das größte Kompliment, was mir jemand machen kann: mich so annehmen wie ich bin.
Letztes Wochenende hat meine Freundin geheiratet. Ich durfte die Zeremonie gemeinsam mit einer Pastorin leiten und es war einfach absolut wunderbar. Im Laufe der Vorbereitungen sagte meine Freundin mir: wir möchten keine Fotos. KEINE FOTOS? Ich war kurz perplex und dann sagte sie, sie liebt die Selfies, die sie mit ihrem Mann auf den Reisen macht, am allermeisten. Und ich finde das wunderschön.
Generell finde ich schön, wenn jemand einfach er selbst ist. Und zu dem steht, was er mag und möchte.
Und genauso möchte ich Menschen annehmen, wie sie sind. Im Grunde ja auch das Thema meines Projektes "Wild Women".
Fazit
....eine Mischung aus künstlerischem Ausdruck, gelebte Individualität und gefühlvolle Verbindungen, die vor allem das Leben und die Liebe feiern.
Danke, Judith Peters für die Auseinandersetzung mit diesem Thema.