Die Entscheidung, die mein Leben verändert hat

27. August 2020 – inmitten der Pandemie und während alle Welt verrückt spielt, habe ich eine Entscheidung getroffen, die mein ganzes Leben verändert hat.

Aber warte, lass es mich von vorne erzählen:

Ich habe 1993 meine Ausbildung als „Kauffrau im Groß- und Außenhandel“ begonnen und alles, was danach beruflich in meinem Leben passiert ist, war immer irgendwie echt okay bis sogar ziemlich gut.

Nach der Schule war ich zunächst dankbar, dass ich überhaupt einen Ausbildungsplatz gefunden hatte. Es war nicht mein Traumberuf, aber immerhin hatte ich einen Ausbildungsplatz und verdiente mein erstes eigenes Geld. Yay.

Ich hatte Glück und konnte meine Ausbildung verkürzen. Ich durfte sogar noch bleiben.

In der Export-Abteilung hatte ich nicht nur tolle Kollegen, sondern großartige, interessante Kunden in der ganzen Welt, mit denen ich teilweise bis heute Kontakt habe. Manche bezeichne ich sogar als meine Freunde und wer mich kennt weiß, dass ich das nicht so schnell mache.

Nach der Ausbildung habe ich angefangen zu malen und zu zeichnen. Die Kreativität musste irgendwo hin und ich wollte unbedingt etwas gestalten. Leider habe ich absolut keine Geduld und die Malerei war ziemlich schnell Geschichte.  

Dann habe ich meine erste Kamera gekauft. Voller Euphorie – ich wollte es unbedingt lernen. Nun habe ich aber mit der Technik nicht so und auch hier stand mir meine Ungeduld mal wieder im Weg.

2000 war ich in Frankreich und mein bester Freund und später jahrelanger Mentor hat mir die Fotografie beigebracht. Und die Liebe für Street Fotografie war geboren.

2004 wurde ich schwanger und mein Leben hat sich komplett verändert. Diese Zeit – jeder Augenblick mit diesem Wesen ist absolut kostbar. Ich wollte diese Momente festhalten und meine Kamera war wieder in meinen Händen, diesmal mit der Intention: „jetzt lerne ich es richtig“.

Naja, was soll ich sagen: die Jahre vergingen und ich habe wieder angefangen zu arbeiten. Das Leben hatte andere Pläne (oder vielmehr: ich hatte andere Prioritäten). Es gab nie genug Zeit und meine Gedanken waren überall und nirgends. 

Leider war dieser Job nur von kurzer Dauer. Vieles passte nicht und ich habe gekündigt. Von jetzt auf gleich; aus dem Bauch heraus. Diese Entscheidung habe ich tatsächlich nie bereut.

Dann war ich eine Weile arbeitslos und ich habe weiter fotografiert. Wie aus dem Nichts kamen dann die Aufträge. Ich habe meine erste Webseite an den Start gebracht. Die Bilder waren immer noch ein Zufallsprodukt und ich seeeehr weit davon entfernt, „ein bisschen gut“ zu sein.

Ein paar Monate später, Februar 2010 hatte ich wieder einen neuen Job in einem „Start Up Unternehmen“ – eine ganz neue Welt und ich konnte so vieles lernen. Die Kollegen waren super. Ich habe mich sauwohl gefühlt.

Und dann ist plötzlich ziemlich viel auf einmal passiert: Social Media trat in mein Leben, eine harte Trennung von dem Vater meiner Tochter. Ein neues Leben mit viel Verantwortung. Für mich, für mein Leben und vor allem: für das meiner Tochter! Und dann war da auch noch ein Labrador Welpe als Sahnehäubchen on top. Ich muss nicht sagen, dass ich stellenweise absolut überfordert war, oder? Aber wir haben uns irgendwie arrangiert und als dann Markus in mein Leben trat, meinte er: „Hey, ich finde es total cool, dass du fotografierst. Kannst du mir das beibringen?“ und ich dachte nur: Fuck. Jetzt fliegt auf, dass ich das gar nicht richtig kann.“

Long story short: gemeinsam mit Markus habe ich die Fotografie dann neu entdeckt. Ich habe ihm viel beigebracht. Und er mir. Und zu zweit haben wir uns weiterentwickelt. Ich liebe es mit ihm zu arbeiten. Es macht Spaß und wir ergänzen uns wirklich gut. Ich liebe, dass wir gemeinsam arbeiten können, aber auch dem anderen den Freiraum geben, sich selbst zu entwickeln.

Im Job bin ich 2018 ins Marketing gewechselt. Das habe ich mir ewig gewünscht und obwohl ich es mir so sehr gewünscht habe, hatte ich trotzdem ziemlich viele Schwierigkeiten mich daran zu gewöhnen, dass meine Teamkollegen ganz woanders sind. Dennoch: ich habe so unglaublich viel gelernt!!

Ich habe Events begleitet, organisiert, fotografiert, Videos bearbeitet, Social Media Kanäle betreut und unendlich viele Newsletter & Blogartikel verschickt.

Im August dann DAS Angebot. DIE Chance. Es war klar: Ich würde meinen Job verlieren, aber ich konnte die Entscheidung treffen, wie ich damit umgehe.

In den darauffolgenden Tagen war mein Leben auf dem Kopf gestellt. Jedes Gefühl von Sicherheit weg und dafür das Kribbeln der Möglichkeiten in meinem Bauch. Ich weiß noch, dass ich meine Morgenseiten geschrieben habe und dabei geweint habe.

Soll ich wirklich die Sicherheit hinter mir lassen und endlich das tun, was mein Herz sich so sehr wünscht? Mit all den Risiken?

Ich habe in diesen Tagen so viele Gespräche mit Markus geführt (seine Unterstützung war ausschlaggebend – er ist ja auch betroffen und wir würden das Risiko gemeinsam tragen), mit meiner Mama (sie sagte: „Kind, Du wirst auch nicht jünger – wenn nicht jetzt, wann dann?“), mit Julie („Mama, macht es dir Spaß? Dann mach das.“) und mit meiner Freundin Marion (She´s the craziest, sweetest person und hat all meine verrückten Gedanken ertragen).

Also.. Wenn nicht jetzt, wann dann?

Diese Chance kommt so schnell nicht wieder.

Ich musste mich gegen meine Sicherheit und für meine Fotografie entscheiden.

Absolut verrückt. In der heutigen Zeit. Und ich kann es eigentlich immer noch nicht glauben.

Aber auch absolut notwendig.

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Wenn ich nicht für mich einstehe und Risiken eingehe, welches Vorbild wäre ich für meine Tochter?

Welchen Rat würde ich ihr geben? Ich würde ihr sagen: Folge deiner Freude. It´s that simple. Umwege sind okay. Dein Herz wird dich leiten. Vertraue darauf, dass es okay ist Fehler zu machen. Alles hat einen Sinn. Und alles wird gut, solange du dich immer wieder fragst: passt das noch zu mir.

Als ich dann meinen Chef angerufen habe, habe ich bitterlich geweint - vor lauter Erleichterung.

Und ja, vielleicht ist es ein Fehler. Vielleicht ist es aber auch nicht.

Nachdem ich also diesen verrückten Entschluss getroffen hatte, brach alles auf mich ein:

Vorfreude auf das, was jetzt kommt. Trauer, um das was war.

Das Leben, das ich leben möchte, liegt glasklar vor mir. Noch nie in meinem Leben habe ich mich trotz der Unsicherheit so sicher gefühlt.

Ich habe endlich die Möglichkeit das zu tun, was ich mir immer gewünscht habe. Ich kann mich weiterentwickeln. Das war mir schon immer unendlich wichtig. Ich kann nicht stillstehen. Veränderungen gehören zu meinem Leben immer dazu.

Jetzt bin ich offen für all das, was kommt.

27. August 2020 – inmitten der Pandemie und während alle Welt verrückt spielt, habe ich eine Entscheidung getroffen, die mein ganzes Leben verändert hat.

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Interview mit Daniel